FFP-Pressemitteilung 7 / 2018

Kleine Kniffe: So werden Kommunen angehörigenbewusster

13. Jun 2018

Eine NRW-Studie zum kommunalen Angehörigenbewusstsein zeigt: Es bestehen deutliche Unterschiede darin, wie und mit welchem Einsatz NRW-Kommunen pflegende Angehörige unterstützen. Das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP), Forschungsschwerpunkt an der Evangelischen Hochschule RWL, das im Landesauftrag das Projekt durchgeführt hat, veröffentlicht jetzt Ergebnisse.

Auch in Nordrhein-Westfalen führt der wachsende Pflegebedarf der alternden Gesellschaft dazu, dass sich immer mehr Angehörige aktiv in die Pflege von Familienmitgliedern einbringen (müssen). Diese Menschen stehen zumeist vor vielfältigen Herausforderungen: Nicht nur, dass es ein persönliches, emotionales Umdenken erfordert, auch ist pflegerisches und organisatorisches Know-how für sie vonnöten. Und oft muss die aufwendig planbare Sorgearbeit mit einer Berufstätigkeit in Einklang gebracht werden.

Veränderte Gesetzeslage

Mit dem neuen Alten- und Pflegegesetz sind die Kommunen vom Bund stärker mit der Planung und Steuerung der häuslichen Pflege beauftragt worden. Das Forschungsvorhaben „Regional differenzierte Analyse von unterstützenden Rahmenbedingungen für pflegende Angehörige in NRW und ihrer Entstehungszusammenhänge“ analysierte wohnort- und bürgernahe Konzepte zur Unterstützung pflegender Angehöriger. Mit Blick auf das bereits bestehende Angebot für pflegende Angehörige sowie auf unterschiedliche städtische und ländliche Strukturen wurden in einem mehrstufigen Verfahren vier bereits aktive Modellkommunen ausgewählt: Essen, Remscheid sowie die Kreise Höxter und Recklinghausen.

Landesweit Standards etablieren

Die Studie macht deutlich, dass in den Kommunen vielfältige Möglichkeiten vorhanden sind, um pflegende Angehörige angemessen zu unterstützen. Bereits kleine Schritte können das Angehörigenbewusstsein einer Kommune steigern.
Wie das Projekt jedoch auch aufzeigt, liegt eine wichtige politische und kommunale Aufgabe darin, landesweit vergleichbar gute Standards zu erreichen. In vielen NRW-Kommunen sind noch entscheidende Schritte hin zu einer angehörigenbewussten Kommune zu gehen.
„Aus der Analyse ergeben sich konkrete Maßnahmen, die angehörigenbewusste Kommunen bei ihrer Arbeit einsetzen können“, erläutert Professorin Dr. Irene Gerlach, wissenschaftliche Leiterin des Projektes. „Im Projekt haben wir das mit unseren Modell-Kommunen erarbeitete Wissen gebündelt und konkrete Handreichungen entwickelt, damit die Erkenntnisse übertragbar und für weitere Kommunen anwendbar werden.“

Kleine Schritte, große Wirkung

Ein wichtiges Fazit des Projekts: Die existentielle Grundlage für Erfolg ist in jeder Kommune das Problembewusstsein und Engagement der handelnden Personen auf kommunaler Ebene sowie in der Pflegelandschaft.
Irene Gerlach: „Pflegende Angehörige sind angewiesen auf Beratungen und konkrete Hilfestellungen vor Ort, auf die ‚Hilfe aus einer Hand‘. Wir konnten drei zentrale Gelingensfaktoren ausmachen: Beratung, Vernetzung sowie Information und Öffentlichkeitsarbeit. Diese drei ‚Säulen‘ haben sich in den Modellkommunen als angehörigenbewusstseinsförderlich herausgestellt. Sie können anderen Kommunen als Anhaltspunkte dienen, um sich angehörigenbewusster aufzustellen.“

Wie die Professorin darlegt, müssten bereits bestehende kommunale Lösungsansätze und -konzepte für alle zugänglich gemacht werden. Und es sind viele Ebenen in diesem Prozess gefordert, Hand in Hand zu arbeiten – Kommunalpolitik, Kommunalverwaltung, Kranken- und Pflegekassen, die Akteure des Pflegesektors und vor allem die Betroffenen. Keine leichte Arbeit – aber eine nötige!

Projektergebnisse im Überblick:

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