26. Mai/ Deutscher Diversity Tag
Meilenstein Nr. 9: Lebensphasenorientierte Personalpolitik
Der Deutsche Diversity Tag nimmt die menschliche Vielfalt am Arbeitsplatz in den Blick. Der Fokus dieses Jahr: Corona- und wie die Krise im Team aus unterschiedlichen Menschen bewältigt werden kann. Das FFP verweist in diesem Kontext auf drei Ansatzpunkte: die Lebensphase der/des Beschäftigten, Unternehmenspartnerschaften sowie die Vorbildrolle von Führungskräften. Drei Schlüsselelemente, die personalpolitisch in einem renommierten FFP-Projekt vereint wurden.
„Lebensphasenorientierte Personalpolitik- Unternehmenslernen bei komplexen sozialen Innovationen“: von 2015 bis 2018 wurde das Projekt mit dem anspruchsvollen Titel im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt. Dabei bildeten zwei mittelständische Unternehmen (KMU) jeweils mit zwei großen Konzernen eine neuartige Partnerschaft: Sie tauschten sich im „Tandem“ zu einer lebensphasenorientierten Personalpolitik aus. Ein kleiner Betrieb stellte dem großen Unternehmen seine Probleme und Lösungen vor – und umgekehrt. Ein besonderer Fokus lag auf dem strategischen Einbezug von Führungskräften, die die Schnittstelle zwischen Unternehmensführung und Belegschaft darstellen.
Passgenaue Lösungen: für Betriebe jeder Größe
Was nach Luxus klingt, ist eine wirkungsvolle und relativ simple Hilfestellung für Unternehmen: Durch den Austausch im kleinen Verbund lassen sich passgenaue personalpolitische Lösungen finden, die erprobt und anwendungsorientiert sind.
Die lebensphasenorientierte Personalpolitik setzt auf Nachhaltigkeit in der Personalentwicklung. Sie nimmt die individuellen Lebenshintergründe der Beschäftigten (etwa Elternschaft) in den Blick und bringt sie mit den jeweiligen Berufsphasen (z.B. dem Wiedereinstieg) und den betrieblichen Gegebenheiten in Einklang. Betrachtet werden beide Seiten: die private Situation der Beschäftigten sowie die vorliegenden Bedingungen im Unternehmen.
Erkenntnisse für die Personalpolitik
In dieser zunächst engmaschigen Konstellation brachten die Projekt-Tandems grundsätzlich wichtige Erkenntnisse zu Tage: Arbeitsmodelle müssen flexibilisiert und Präsenzzeiten gelockert werden. Die Personalpolitik sollte noch individueller werden. Erkenntnisse, die in Zeiten von Corona nicht mehr so ungewöhnlich klingen wie noch zu Projektbeginn.
Das Projekt bestätigte zudem die Schlüsselrolle von Führungskräften: Ihnen kommt eine entscheidende Bedeutung zu, wenn es darum geht, Maßnahmen zu implementieren. Wenn Vorgesetzte ihren Beschäftigten selbst vorleben, wie etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingen kann, sorgt dieses für Glaubwürdigkeit und Akzeptanz auf Seiten der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.
Erkenntnisse für die Unternehmenspolitik
Durch eine passgenaue Personalpolitik kann der Druck auf Beschäftigte vermindert werden: sie bleiben leistungsfähig und zufrieden, wodurch die Bindung ans Unternehmen gesichert wird. Ein Erfolgsrezept in Zeiten der Fachkräfteengpässe.
Eine weitere Grundlage für die Mitarbeitendenbindung, so konnte auch gezeigt werden, ist eine funktionierende Kommunikation über alle Ebenen hinweg. Alle Beschäftigten sollten stets gut informiert über die Vorgänge im Unternehmen sein. Das heißt konkret: regelmäßige Mitarbeitendengespräche sollten ihre Zufriedenheit, ihre Ergebnisse und ihr Potenzial monitoren.
Das Projekt bestätigte zudem die Wirksamkeit des Tandem-Prinzips: In kleinen Partnerschaften können Unternehmen gut voneinander lernen und Synergien nutzen.
Erkenntnisse für das Krisenmanagement
Die vorangehenden Erkenntnisse sind relevant auch für Zeiten, in denen die Arbeitsbedingungen schwerer werden: Hier muss die Personalpolitik oft noch intensiver auf die Situation der/des Beschäftigten eingehen und Maßnahmen individuell anpassen.
Führungskräfte müssen ihrer Position gerecht werden und die Leitlinien des Unternehmens glaubwürdig vorleben.
In Krisenzeiten kommt zudem der (auch in „normalen Zeiten“) notwendigen Unternehmenskommunikation eine gesteigerte Bedeutung zu: die Beschäftigten sollten stetig in die Kommunikation einbezogen und über alle relevanten Entwicklungen informiert werden, etwa über Newsletter oder auch persönliche Gespräche mit dem oder der Vorgesetzten.
Die Kombination der Lebensphasenorientierten Personalpolitik mit dem Unternehmenslernen im kleinen Verbund bietet Unternehmen die Chance, sich zukunftsfest aufzustellen. Darum hat das Familienministerium NRW (MKFFI) ein Folgeprojekt ins Leben gerufen. Das vom FFP durchgeführte „Tandem-Projekt NRW“ ist Anfang des Jahres gestartet. Es wendet sich an kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) die eine zeitgemäße, familienbewusste Personalpolitik aufbauen oder erweitern möchten. Mehr Informationen dazu hier.