FFP-Pressemitteilung 5 / 2016

Weltfrauentag: FFP-Appell gegen atypische Beschäftigung

06. Mär 2016

Nach wie vor arbeiten viele Frauen in Teilzeit oder in geringfügiger Beschäftigung. Oft können sie nur so die Betreuung ihrer Kinder sicherstellen. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März weist das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) auf die hohen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Risiken so genannter atypischer Beschäftigung hin.

Um die Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten, entscheiden sich Frauen häufig für atypische Beschäftigungsmodelle, wie etwa geringfügig bezahlte Jobs oder Erwerbstätigkeit in Teilzeit. In mehr als 45 % der Familien betätigen sich Frauen lediglich als „Zuverdienerinnen“, der Mann reduziert seine Arbeitszeit nicht, so eine IAB-Erkenntnisse aus 2015 (Stellungnahme No. 3/2015, S. 7).
Die Entscheidung für diese Konstellation treffen Frauen zwar mit dem Wissen über direkte Einbußen, wie niedrigeres Gehalt, Befristungen oder auch geringe Urlaubsansprüche. Oft fehlt den Arbeitnehmerinnen aber die Kenntnis über individuelle biografische Risiken, die atypische Beschäftigung birgt.
„Indem Mütter den Vätern die Rolle des Haupternährers der Familie überlassen, riskieren sie mehr als nur Leerstellen im Lebenslauf“, so Professorin Irene Gerlach, wissenscchaftliche Leiterin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik. „Vielmehr entsteht für sie ein erhöhtes Risiko von Altersarmut.“

Frauen brauchen Wissen über Risiken

Im 2015 veröffentlichten Policy Brief „Die Bedeutung atypischer Beschäftigung für zentrale Lebensbereiche“ weist das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik auf die Notwendigkeit hin, dass Frauen über die impliziten Gefahren von atypischer Beschäftigung informiert sein müssen – und diese kritisch hinterfragen sollten.
2012 erreichte die Rentenbezugsdauer ein Rekordhoch, das Rentenniveau, also die ausgezahlte Rente, sinkt derzeit Jahr für Jahr. 2030 wird sie eine Höhe von nur noch 43 % des durchschnittlichen Jahresentgelts betragen, vorausgesetzt, es liegt eine 45-jährige Erwerbstätigkeit vor (Bundesregierung, Rentenversicherungsbericht 2015). Aufgrund der steigenden Lebenserwartung, die bei Frauen höher als bei Männern ist, wird der Blick auf die eigene soziale Absicherung wichtiger. Wie eine Statistik der Deutschen Rentenversicherung 2013 nachwies, beziehen Frauen im Schnitt 4,6 Jahre länger Rente als Männer. 2014 erhielten mehr als die Hälfte der Frauen (58,1 %) eine Rente unterhalb von 450 Euro, so das „Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen“. Bei den Männern lag der Wert vergleichsweise niedriger (aber immerhin auch bei 23,6 %).

Demografischer Wandel verstärkt die Folgen

Auch gesamtgesellschaftlich ist es wichtig, die Auswirkungen im Blick zu behalten, die entstehen, wenn sich Mütter aufgrund fehlender Wahlmöglichkeit bei der Kinderbetreuung für atypische Beschäftigungen entscheiden. Untersuchungen des FFPs zeigen, dass diese Beschäftigungsformen sowohl volkswirtschaftlich als auch sozialpolitisch hohe Folgekosten verursachen.
Professorin Irene Gerlach dazu: „Angesichts der demografischen Entwicklung und einer alternden Gesellschaft werden sich die Folgekosten, die durch atypische Beschäftigung entstehen, in Zukunft wahrscheinlich noch verstärken.“

Frauen brauchen Wahlmöglichkeiten

Um Altersarmut bei Müttern zu verhindern und Gleichberechtigung bei der Wahl der Beschäftigung herzustellen, muss in Deutschland weiter in Kinderbetreuung und den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur investiert werden, so das FFP.
Frauen brauchen hinsichtlich der Vereinbarung von Familie und Beruf Wahlmöglichkeiten, damit sie sich gut informiert und bewusst für ihr Beschäftigungs- und Kinderbetreuungsmodell entscheiden können. Dafür müssen laut FFP Strukturen geschaffen werden, in denen es Familien möglich ist, dass sowohl Väter als auch Mütter ihre Familienarbeit mit einer Karriere in einer vollzeitnahen Beschäftigung verbinden können, abseits von atypischer Beschäftigung.

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