Bei der Arbeitsplatzwahl zählt die Familie
Der "InnovationsImpuls" am 02. März zeigte Vorteile und neue Ideen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf. In Kooperation mit dem FFP stellte die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH aktuelle Zahlen, wissenschaftliche Hintergründe, Beispiele aus der Praxis sowie konkrete Angebote vor.
DÜLMEN/ KREIS COESFELD. Unternehmen, die sich stark in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie engagieren, haben im Vergleich zu Arbeitgebernden, die es nicht tun, eine um 60 Prozent geringere Fehlzeitenquote, knapp 50 Prozent weniger Krankmeldungen, 20 Prozent weniger Eigenkündigungen und eine um 17 Prozent schnellere Besetzung offener Stellen. „Spätestens dieses Wissen macht deutlich: Die Bedeutung der Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für ein Unternehmen nicht zu unterschätzen“, erklärte Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH, am Montagabend beim wfc-InnovationsImpuls „Alles im Einklang?! Wege zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie“.
Angebote müssen passgenau und flexibel sein
In Kooperation mit dem Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) stellte die wfc im neuen Tagungsgebäude der Werkstätten Karthaus in Dülmen aktuelle Zahlen, wissenschaftliche Hintergründe, Beispiele aus der Praxis sowie die konkreten Angebote der wfc, des FFP und des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Münsterland zum Thema vor.
Denn: „Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringen nur etwas, wenn sie passgenau und flexibel sind – und die Mitarbeitendenr regelmäßig gefragt werden, ob die aktuellen Angebote noch ihrem Bedarf entsprechen oder verändert werden müssen“, erklärte Henning Stroers vom FFP.
Viele Unternehmen haben das bereits erkannt, und doch scheint sich noch einiges bewegen zu müssen. „Laut einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums von 2019 schätzen 44 Prozent der Arbeitgebenden die Unternehmenskultur in Deutschland als sehr familienfreundlich ein, aber nur 24 Prozent der Beschäftigten“, zitierte Corinna Schein (FFP). „Diese Zahlen zeigen auch ein Problem, das wir immer wieder in Unternehmen beobachten: Es gibt große Defizite bei der Kommunikation der Angebote – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch nach außen.“
Praxisbeispiel: Christophorus Trägergesellschaft
Ideen zur Lösung des Problems aus der Praxis stellte Angele Daalmann, Leiterin Strategisches Personalmanagement der Christophorus Trägergesellschaft mit Sitz in Coesfeld, vor. Die Gesellschaft hat ihre Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Pflege vor kurzem unter dem Dach „Beruf und Leben“ zusammengefasst. Dazu gehören aber ebenso die Wahl unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle, Jahresgespräche mit den Mitarbeitenden, Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge und das betriebliche Gesundheitsmanagement. „So können wir deutlich machen, dass wir für alle Mitarbeiter etwas bieten und nicht nur für jene, die sich tatsächlich um Kinder kümmern oder Angehörige pflegen“, sagte Daalmann.
Kommuniziert wird das Angebot über die neue Christophorus-App CApp. „Etwa 1200 unserer rund 2000 Mitarbeiter nutzen die CApp mittlerweile. Neben Neuigkeiten, gibt es einen Kalender, Speisepläne, das Mitarbeiterverzeichnis und die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen oder Fragen zu stellen“, erklärt Daalmann. Stark genutzt werde auch die Gruppenchat-Funktion für Absprachen innerhalb der Teams und die freie Einrichtung von Gruppen, etwa für einen internen Flohmarkt. Die Geschäftsführung hat hier bewusst keinen Einblick.
Praxisbeispiel: Unternehmensgruppe Pietsch
Dass gute Ideen zur Familienfreundlichkeit nicht immer neu erfunden werden müssen, zeigte Rendel Pietsch von der Unternehmensgruppe Pietsch mit Sitz in Ahaus. Viele Angebote im Unternehmen wie etwa zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, Frauen in Führungspositionen oder der Unterstützung von Handwerksbetrieben bei der Beschäftigung von Geflüchteten sind aus einem Tandem-Projekt mit der ERGO Group unter wissenschaftlicher Begleitung durch das FFP entstanden. Weitere sollen folgen.
Für die Praxis: Tandem-Projekt NRW
Unternehmen, die ebenfalls Interesse haben, im Tandem mit einem anderen Unternehmen und mit Unterstützung des FFP an Angeboten zur Familienfreundlichkeit zu arbeiten, können sich noch bis Ende März für die Neuauflage des Angebots anmelden. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in der Projektübersicht.