FFP-Pressemitteilung 3 / 2018

Älter werdende Mitarbeitende: Belegschaft mit Potenzial

04. Apr 2018

Die Bedürfnisse aller Mitarbeitenden zu berücksichtigen und mit unternehmerischen Zielen in Einklang zu bringen – dafür steht eine Lebensphasenorientierte Personalpolitik. Zum Tag der älteren Generation lohnt es sich, den Blick auf Mitarbeitende in fortgeschrittenen Lebensphasen zu richten. Denn laut Statistischem Bundesamt sind über die Hälfte (56%) der 60 bis 64-Jährigen bundesweit erwerbstätig – Tendenz steigend.

Foto: Canstockphoto | photography33

In einem aktuellen Projekt des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP) werden unter der Leitung von Prof. Dr. Irene Gerlach innovative Maßnahmen einer Lebensphasenorientierten Personalpolitik in die Praxis umgesetzt und weiterentwickelt. „In Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels bilden ältere Beschäftigte einen wichtigen Stützpfeiler der Belegschaft“, so Irene Gerlach, Professorin an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH RWL).

Das zeigen auch die Erfahrungen der vier Praxispartner des Projektes: Die zwei Großkonzerne thyssenkrupp Steel Europe AG und ERGO Group AG sowie die beiden Mittelständler Helmut Beyers GmbH und Kurt Pietsch GmbH & Co. KG stellen sich der Frage, wie sie den veränderten Bedürfnissen einer durchschnittlich alternden Belegschaft gerecht werden können. Innerhalb der Lernpartnerschaften tauschen sich die Unternehmen aus und entwickeln Ideen und Maßnahmen, z.B. zu einem langfristigen Erhalt der Gesundheit und für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Die beiden Mittelständler können dabei von den bereits bestehenden Aktivitäten der beiden Großunternehmen profitieren. Dr. Jan Renker von der Firma Beyers, die sich seit einigen Jahren für pflegend beschäftigte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen engagiert, erklärt: „Wir sind Mitglied im Unternehmensnetzwerk 'Pflegend Beschäftigte'. Das Netzwerk bietet uns als Familienunternehmen eine professionelle Plattform, um Mitarbeitende, die Angehörige pflegen, adäquat zu unterstützen.“

Die beteiligten Mittelständler erproben derzeit auch Programme zum Wissenstransfer zwischen Jung und Alt. Beispielsweise kann die Phase des eigentlichen Ausstiegs von den Unternehmen aktiv mitgestaltet werden: „Viele Beschäftigte haben den Wunsch, im Ruhestand für einige Stunden weiter im Betrieb zu arbeiten. So besteht weiterhin der Kontakt zum Unternehmen und der Wissenstransfer an die jüngere Generation verläuft Schritt für Schritt“, sagt Klaus Harpering, Bereichsleiter Personal von der Firma Pietsch aus Ahaus. Auf diese Weise bleibt die Berufs- und Betriebserfahrung und somit das Wissen der älteren Beschäftigten in den Unternehmen erhalten.

An dieser Stelle zeigt sich aber auch die Notwendigkeit einer stärkeren Systematisierung der Weitergabe von Wissen an Nachwuchskräfte. Neben kreativen Einzelfalllösungen entwickeln die beiden Mittelständler nun nach und nach standardisierte Instrumente der Wissensweitergabe, wie sie bei thyssenkrupp Steel Europe und der ERGO Group AG bereits etabliert sind. In diesem Zusammenhang wird im Projekt gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen auch ein Handbuch konzipiert, das Wissensgrundlagen zu Personalthemen für (Nachwuchs-)Führungskräfte als Schlüsselpersonen bündelt.

Das Projekt

Gefördert wird das dreijährige Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Projektdurchführung übernimmt das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (Forschungsschwerpunkt an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum). Weiteres dazu im Projektsteckbrief.

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