Atypische Beschäftigung

Immer mehr Menschen arbeiten in atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Hierzu gehören zum Beispiel Teilzeitarbeit, befristete Beschäftigung, Zeitarbeit und geringfügige Beschäftigung. Wie sich diese Erwerbsformen auf zentrale Lebensbereiche auswirken, hat das FFP in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie untersucht.

Foto: Can Stock Photo Inc./ photography33

Seit den 1970er Jahren haben atypische Beschäftigungsverhältnisse aufgrund wirtschaftlicher sowie politisch-rechtlicher Entwicklungen stark zugenommen. Obwohl sie nicht pauschal als unsicher bzw. prekär eingestuft werden können, weisen sie doch – u.a. abhängig von der Partnerschaftssituation und dem Haushaltseinkommen – erhöhte Prekaritätsrisiken auf, wie ein unzureichendes Einkommen, eine mangelnde soziale Sicherung und geringere Beschäftigungsstabilität und -fähigkeit. Dies zeigt sich insbesondere im Vergleich zum Normalarbeitsverhältnis und damit einhergehender Sicherheitsstandards.

Studie zur Bedeutung von atypischer Beschäftigung

Das FFP hat in einer von der Hans-Böckler-Stiftung  geförderten Studie die Frage untersucht, welche Bedeutung atypische Beschäftigungsverhältnisse für zentrale Lebensbereiche der Beschäftigten haben. Dabei nimmt das Projekt die Lebensbereiche Partnerschaft/Familie und Soziale Netzwerke/Partizipation in den Blick: Im Fokus stehen erstens die Effekte atypischer Beschäftigung auf eine mögliche Destabilisierung von Familien, die sich in Form von Trennung bzw. Scheidung äußern (Bereich "Partnerschaft/ Familie"). Zweitens untersucht die Studie in Hinsicht auf die Familiensituation die Zeitverwendung für Kinderbetreuung sowie die Inanspruchnahme  von Kinderbetreuungseinrichtungen, Tagesmüttern etc. Im Bereich „Netzwerke/Partizipation“ stehen die Einflüsse atypischer Beschäftigung auf die Unterstützungsleistungen und die Einbindung der Beschäftigten in soziale Netzwerke im Zentrum der Analysen. Dabei wurden vor allem die familialen Netzwerke und deren Unterstützung betrachtet. Weiterhin legt die Studie ein Augenmerk auf die Mitgliedschaft atypisch Beschäftigter in Gewerkschaften sowie Betriebs- und Personalräten.

Handlungsbedarf aufgedeckt

Wie die Studie zeigt, verbirgt sich hinter atypischer Beschäftigung ein ambivalenter Charakter. Vermeintliche Vorteile dieser Arbeitsform – wie beispielsweise Zeitsouveränität und Flexibilität, die vor allem Eltern in Hinsicht auf die Kinderbetreuung zu schätzen wissen, treffen auf beträchtliche Nachteile. Das FFP stellt heraus, dass atypische Beschäftigungsverhältnisse oft unfreiwillig eingegangen werden – vielfach von Frauen mit dem Ziel, Anforderungen von Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Über die Langzeitfolgen - wie etwa eine unzureichende soziale Absicherung und mangelnde Beschäftigungsstabiliät- sind sich atypisch Beschäftigte zumeist nicht bewusst. Des Weiteren legt die Studie dar, dass einige atypische Beschäftigungsformen mit instabileren Partnerschaften und verminderter sozial-politischer Teilhabe einhergehen.

Empfehlungen für Politik und Wirtschaft

Auf der Grundlage der gewonnenen Ergebnisse und eines im Rahmen des Projektes veranstalteten Workshops mit Fachexpertinnen und -experten entwickelte das FFP Empfehlungen an Politik und Wirtschaft.  Diese Empfehlungen, welche in der wissenschaftlichen Debatte um atypische Beschäftigung bisher nur unzureichende Berücksichtigung gefunden haben, werden in der Studie herausgestellt. 
Eine Kernthese ist, dass sich atypische Beschäftigung sehr komplex darstellt und darum differenziert betrachtet werden muss. Es sollten echte Wahlmöglichkeiten zwischen den Beschäftigungsformen geschaffen werden, sodass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingen kann. Beispielsweise brauchen gerade junge Eltern die Möglichkeit, ihre Arbeitsstunden zeitweise oder auch über längere Zeit zu reduzieren und so zwischen den Beschäftigungsformen zu wechseln. Wichtig ist, dass sie dabei über die Folgen infomiert sind - wie etwa über die Auswirkung auf die individuelle Absicherung - und bewusst wählen können.

Zum Nachlesen

Möchten Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Die zentralen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Studie finden Sie im Policy Brief "Die Bedeutung atypischer Beschäftigung für zentrale Lebensbereiche". Hintergründe zum methodischen Vorgehen der Studie sind für Sie in unserem Methodenpapier (Kurzfassung) einsehbar.

 

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